Kreuze waren im täglichen Leben allgegenwärtig. Sie rahmten nicht nur den „Herrgottswinkel“ in der eigenen Stube, sondern luden am Wegesrand den Vorübergehenden zum Gebet ein. Darüber hinaus markierten Wegkreuze oft auch Flurgrenzen. Aus Dank für ein erhörtes Gebet wurden immer wieder Weg- oder Feldkapellen gestiftet.
Die Ankunft des Hl. Korbinian im Jahr 723/24 markiert einen Meilenstein in der Geschichte des christlichen Glaubens in unserer Region. 739 errichtete der Wanderbischof Winfried Bonifatius neben
den Bistümern Salzburg, Regensburg und Passau das Bistum Freising. Doch reichen die Anfänge des Christentums weiter zurück. Möglicherweise lebte bereits die hier bis ins 4./5. Jahrhundert
ansässige römische Bevölkerung den christlichen Glauben. Für Korbinian stand auf dem Domberg eine Marienkirche bereit, auf dem gegenüberliegenden Berg fand er zudem eine dem heiligen Stephanus
geweihte Kapelle vor.
Viel stärker als heute prägte der christliche Glaube bis weit ins 20. Jahrhundert das Leben der Menschen und damit das Bild der Landschaft.
Schon von weitem markierten die Kirchtürme eine Ortschaft, allerorten fanden sich Wegkreuze, die die Vorübergehenden zu einem „Vater unser“ inne halten ließen, Marterl mahnten zum Gebet für die
Verstorbenen. Feld- und Wegkapellen luden ebenfalls zum gläubigen Gedenken ein. Flurumgänge und Bittprozessionen woben ein dichtes „Glaubensnetz“ über die Äcker. Sind heute hauptsächlich die
großen Wallfahrten - wie an Pfingsten nach Altötting - bekannt, führten in früheren Zeiten zahlreiche Bittgänge zu kleineren Wallfahrtsstätten „vor der eigenen Haustür“.
Bildnachweis:
Fotos oben: Chris Loos; Abbildung unten links: Joseph Anton Zimmermann, Wallfahrt nach Maria Dorfen, um 1760, Kupferstich, 69 x 96,7 cm, Archiv des Erzbistums München und Freising; Fotos unten mittig und rechts: Chris Loos.